ZARTGRAU

Schlagwort Archiv: Marmelade

Die Sache mit der Sachertorte

Der Blog von Ilse ist für mich immer wieder eine Fundgrube und ihre Küchenexperimente inspirieren mich dazu, selber Neues oder auch ins Abseits geschobenes Altbekanntes auszuprobieren. Altbekannt ist zum Beispiel Sachertorte. Sachertorte habe ich bisher noch nie gemacht, weil ich, nachdem ich zwei Mal eine Original-Sachertorte gegessen hatte – Franz Sacher verzeihe mir – zur Überzeugung gekommen bin, dass diese Torte mehr verspricht, als sie dann auch hält.

Nachdem nun Ilse eine gebacken hat, habe ich mich auch auf die Suche nach einem alten Rezept gemacht und bin fündig geworden. Aus welchem Jahr das Kochbuch ist, kann ich nicht sagen, weil sowohl der Buchdeckel als auch einige anderen Seiten fehlen, es müsste aber irgendwann in der Zeit zwischen WKI und WKII erschienen sein. Um die Sache zu vereinfachen hier die Fundstücke diverser „Sachertorten“:

Das Rezept, das ich als Grundlage für „meine“ Sachertorte genommen habe

Varianten für Torte nach Sacher-Art

Und dann habe ich auch noch das Rezept für Sachertorte aus meinem Sacher-Backbuch, das auch HIER nachzulesen ist. Klarerweise ist auch das nicht das Originalrezept, das ja streng geheim ist. Zudem wird auch die Sachertorte laut Rezept im Sacher-Backbuch mit Marillenmarmelade gefüllt, was ja überhaupt gar nie nicht geht :-)

Das Resultat meines Versuches, eine Torte nach Sacher-Art zu machen, sieht so aus:

Torte nach Sacher-Art – schmeckt fantastisch und ist überhaupt nicht trocken

Gemacht habe ich sie so:

7 Eier, getrennt, Größe XXL von den glücklichen Hühnern meiner Nachbarin
140 g weiche Butter
150 g Kristallzucker
150 g geschmolzene Kuvertüre (musste aufgebraucht werden)
60 g glattes Mehl
60 g Maizena (Reismehl hatte ich nicht zur Hand)

Überzug und Glasur

Ca. 200 g heiße!, passierte Marillenmarmelade zum Aprikotieren
200 g Kristallzucker
1/8 Liter Wasser
150 g geschmolzene Kochschokolade

Boden einer Tortenform, 26 cm Durchmesser, mit Backpapier auslegen, Rand gut fetten. Backofen auf 150° Unter/Oberhitze vorheizen.

Butter mit der Hälfte des Zuckers schaumig rühren, dann nach und nach die Dotter und die weiche Kuvertüre/Schokolade einrühren. Eiklar mit der zweiten Hälfte des Zuckers zu sehr! steifem Schnee schlagen. Mehl und Maizena mischen und zusammen mit dem Eischnee gefühlvoll unter die Butter-Eimasse ziehen. Teig in die Form füllen und etwa 45 Minuten backen.

Torte aus dem Ofen nehmen, mit einem Küchentuch abdecken und gut eine halbe Stunde auskühlen lassen. Dann auf ein Kuchengitter stürzen, Papier abziehen und, wiederum mit dem Küchentuch abgedeckt, ganz erkalten lassen.

Marillenmarmelade erhitzen bis sie blubbert, heiß über die Torte gießen und sofort mit einer Palette verteilen, auch an den Rändern. Etwa zwei Stunden trocknen lassen.

Für die Glasur Zucker und Wasser in einem kleinen Topf erhitzen und in gut 10 Minuten zu Läuterzucker einkochen. Inzwischen die Kochschokolade im Wasserbad schmelzen. Zuckerlösung etwas abkühlen lassen und dann nach und nach mit der geschmolzenen Schokolade kräftig verrühren. Ist die Glasur lippenwarm!, wird sie mit einem Schwupp über die Torte gegossen und sogleich mit einer langen Palette glatt gestrichen.

Zu meiner Überraschung schmeckt die Torte wirklich gut und braucht auch kein Schlagobers, damit sie runterrutscht. Danke, Ilse, für den Denkanstoss – von nun an gibt es auch bei uns hin und wieder eine Torte nach Sacher-Art! Print This Post

Spinatstrudel und Marmeladetascherl

Nachdem mir die Kocherei hier schon ziemlich auf den Geist gegangen ist – Mutti will eigentlich immer die sechs gleichen Gerichte essen – haben wir eine Abmachung getroffen: Einmal in der Woche koche ich etwas, das sie nicht kennt. Mit dem Steinpilzrisotto in der vorigen Woche habe ich mir nicht grad die Liebe meiner Mutter erkocht – um es einmal höflich auszudrücken. Neumodisches Zeug, grauslicher Gatsch – naja Geschmäcker und Ohrfeigen sind verschieden, sagt man. Mir hat es geschmeckt und ich habe mit Genuss auch noch ihre Portion, von der sie grad mal probiert hatte, aufgegessen.

Spinatstrudel

Spinatstrudel aus Topfenblätterteig

Vorgestern habe ich einen Spinatstrudel gemacht. Aus Topfenblätterteig mit Schinken und Schafskäse drinnen und mit Kräuterjoghurt als Zugabe. Ich hätte mich hineinknien können. Und Mütterchen? Keine Chance. Sie hat grad mal ein paar Bissen gegessen und ist dann in Hungerstreik getreten. Macht aber nix, ich werde trotzdem mit dem Experiment weiter machen – sie wird sich schon daran gewöhnen, dass es außer Schnitzel, Schweinsbraten und Back-/Brathendl auch noch etwas gibt, zumal sie früher ja auch immer wieder neue Rezepte ausprobiert hat.

Marmeladekrapferl

Gepunktet habe ich allerdings mit den Marmeladekrapferl, die ich aus dem restlichen Topfenblätterteig gebacken habe. Ist ja auch schon mal was :-)

Topfenblätterteig:

250 g Mehl
250 g Butter
250 g Topfen
1 Prise Salz

Alle Zutaten müssen sehr kalt sein und werden auf einem Nudelbrett gut verkneten und zu einer Kugel geformt. Diese Kugel dann zu einem schmalen Streifen ausrollen und 3-4 Mal wie einen Blätterteig tourieren. Teig eine halbe Stunde kalt stellen.

Fülle:

400 g Blattspinat – ich habe TK-Blattspinatminis genommen, weil frischer Spinat nicht zu bekommen war.
150 g Beinschinken – in kleine Würfel geschnitten
200 g Feta – in Würfelchen geschnitten
1 großes Ei
1 Becher Creme frâiche (150 g)
3 große Knoblauchzehen, fein gehackt
1 kleinere Zwiebel, gehackt und in etwas Olivenöl weich gedünstet
2 EL Semmenbrösel
Salz, Pfeffer, Muskatnuss

Kräuterjoghurt:

1 Becher dicker, griechischer Joghurt
gehackte Kräuter nach Belieben
Salz

Spinat antauen lassen und die Kugeln 2-3 Mal durchschneiden. Spinat zusammen mit dem Schinken- und Käsewürfeln in eine Schüssel geben, Creme frâiche, Knoblauch, Zwiebel und das Ei dazugeben und alles gut verrühren, mit den Semmelbröseln binden. Mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss gut abschmecken.

Zwei Drittel des Teiges ausrollen und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech ziehen. Die Fülle mittig auftragen und den überstehenden Teig darüber klappen. Den Strudel mit zerquirltem Ei bestreichen und im auf 200 Grad vorgeheizen Ofen (Ober-/Unterhitze) etwa 40 Minuten goldgelb backen.

In der Zwischenzeit den Joghurt mit den Kräutern und dem Salz verrühren und bis zum Servieren kalt stellen.

Marmeladekrapferl:

Für die Marmeladekrapferl den Teig gut messerrückendich ausrollen und in Rechtecke schneiden. In die Mitte jedes Rechtecks ein kleines Löfferl Marmelade setzen, die Teigränder mit verquirltem Ei bestreichen und zusammenklappen. Ränder leicht andrücken. Oberseite ebenfalls mit Ei bestreichen und die Tascherl bei 200° etwa 20 Minuten backen. Nach dem Abkühlen mit Streuzucker bestreuen. Print This Post

Halbmonde

Auf Mütterchens ausdrücklichen Wunsch habe ich heute wieder eines der Uraltrezepte meiner Großmutter nachgebacken. Halbmonde – ein Kriegsrezept mit einfachsten Zutaten, wie sie auf Bauernhöfen eben vorhanden waren. Der Teig war schnell zusammengeknetet, Kreise ausgestochen, mit etwas roter Marmelade gefüllt, zusammengeklappt, Ränder angedrückt und ab mit den Halbmonden in den Ofen.

Bis dahin verlief alles ganz beschaulich doch dann kam mein liebes Kusinchen vorbei, schaute in den Backofen und lachte los. „Sag amal“, sagte sie, „wie bist denn du heute drauf?“ „Wieso?“ frage ich und wusch seelenruhig mein Kaffeehäferl ab. „Na, passt schon alles, mich wundert nur, dass die Tant‘ Gerta nix sagt, wenn du da eine Erotikbäckerei betreibst“, meinte sie laut kichernd. „Waaaas mach ich?“ fragte ich, drehte mich um und schaute in den Ofen. Und grinste mir auch eins. Die Halbmonde hatten sich geöffnet und zwischen den breiten Lippen leuchtete sinnlich die rote Marmelade. Na servas, wenn Mutti das zu sehen kriegt, meinte ich, dann spielts Granada. Aber fürs Rezept kann ich nichts , ich habs gemacht, wie es in Großmutters Büchl steht. Also weiter im Programm. Kaffee für die Kusine gemacht, Halbmonde noch warm im Zucker gedreht und die kleinen Scheißerchen auch gleich zum Probieren auf den Tisch gestellt.

Halbmonde

Halbmonde – Sinnlichkeit pur

Da kam auch schon Mutti dazu, Elfi und ich konnten uns das Grinsen kaum verkneifen als sie sagte: „Schön sinds worden, genau wie sie der Vater mögen hat“, und erzählte, dass die Halbmonderl eine von Großvaters Lieblingsmehlspeisen gewesen sei, aber die Mutter, also unsere Großmutter, sie nur einmal im Jahr gebacken hätte. „Zum Geburtstag, gell?“ sagte meine Kusine, sich vor Lachen schon den Bauch haltend. „Aber nein“, sagte Mütterchen, Halbmonderl hat es doch nur im Advent gegeben – und fügte nach einer kleinen Pause hinzu „am 8. Dezember, zu Mariä Empfängnis.“ Und dann wars aus, wir konnten uns nimmer zurückhalten – wir haben Tränen gelacht und konnten uns nicht einkriegen. Mütterchen stand neben uns, starrte uns kopfschüttelnd und verständnislos an und konnte sich nicht erklären, was denn an den Halbmonderln so komisch sein sollte, dass wir zwei Ganserln Tränen lachen müssten. „Nix, gar nix ist los“ versicherten wir unisono, wir hätten halt narrische Schwammerl gegessen, alles ok, alles bestens. Geglaubt hat sie uns nicht, aber ehrlich – wie sagt man so etwas seiner alten Mutter?

Du brauchst:

300 g glattes Mehl
150 g zimmerwarme Butter – im Original Schweineschmalz
eine Prise Salz
gut 125 ml kalte! Milch
½ Würfel Germ/Hefe

Etwas Marmelade zum Füllen
Staubzucker zum Wälzen

Mehl auf die Arbeitsplatte schütten, Salz drüber, Butter mit dem Mehl abbröseln. Die Germ in der kalten! Milch auflösen – nicht! gehen lassen und über die Butter-Mehl-Mischung gießen. Rasch zu einem geschmeidigen Teig kneten – bei Bedarf noch etwas Milch dazu geben.

Den Germteig sofort gut messerrückendick ausrollen, mit einem Ausstecher Kreise von ca. 6 cm Durchmesser ausstechen. Kleine Häufchen Marmelade in die Mitte setzen, die Kreise zusammenklappen und die Ränder mit den Zinken einer Kuchengabel zusammendrücken. Im vorgeheizten Rohr bei 150° Heißluft etwa 15 Minuten ganz hell backen. Vorsicht, wenn sie Farbe nehmen, werden die Halbmonde hart.

Die Monde vom Blech nehmen und noch heiß im gesiebten Staubzucker wälzen.

Hinweis: Wie alle Germteige schmecken auch die Halbmonde lauwarm zum Hineinkien und am ersten Tag super gut. Daher empfiehlt es sich, die Monde, die nicht am gleichen Tag gegessen werden, sofort einzufrieren. Print This Post