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Der Sechserzopf

Bisher hab ich ja die Allerheiligenstriezel zumeist gekauft und wenn ich schon mal einen selber gebacken hab, dann hab ich geschummelt und einfach einen dicken und einen dünnen Dreierzopf übereinander gelegt. Dem Geschmack hat das ja keinen Abbruch getan. Scheints fang ich aber auch schon an, dem Altersstarrsinn anheim zu fallen, vor allem dann, wenn mir jemand unterstellt, etwas nicht hinzubekommen, wie es heute Mittag der Fall war.

Mittwochs gegen Mittag bekommt meine Mutter nämlich immer vom Bäcker Brot und Gebäck zugestellt. Als der Zusteller dann mit zwei Striezel im Sackerl herein kam, erzähl ich ihm ganz großspurig, dass wir nur einen brauchen, weil ich den zweiten nämlich selber machen würde. Fängt der doch an zu grinsen und meinte, das könnte nur ein getürkter Striezel werden, so einer, bei dem ein richtiger Bäcker einen Lachkrampf kriegt und Grießnockerl schei*t, denn einen richten Sechserzopf könnten Frauen nicht hinkriegen, weil die immer rechts und links verwechseln und überhaupt. Als Strafe für eine derart frauenfeindliche Ansage hab ich ihm nur einen verächtlichen Blick zugeworfen und nicht gefragt, wieso es denn grad Grießnockerl seien, die der Bäcker …. – obwohl ich es eigentlich gerne gewusst hätte :-)

Na gut, wenn ich denn schon 3 GB zur Verfügung hab, kann ich auch die Suchmaschinen befragen und hab die Anleitung zum Flechten eines Wiener Sechserzopfs auch rasch gefunden. Ein bisserl verwirrend war die Sache schon, aber, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Also hab ich heute Abend flugs einen Germteig gemacht – schließlich weiß ich ja, dass links da ist, wo der Daumen rechts ist und umgekehrt. Dachte ich zumindest, obwohl mir da schon hin und wieder mal, in der Hitze des Gefechts und so…:-).

Und dann war ich froh, dass mich keiner dabei beobachtet hat, als ich, eine Kurzfassung der Anleitung an die Wand geklebt, versuchte, aus den 6 Teigsträngen einen ordentlichen Striezel zu basteln. Ich hab mir selber laut vorgelesen, welche Hand welchen Strang auf welche Seite und an welchen Platz und das noch abhängig davon ob unten durch oder oben drüber…. Ich schwöre, wenn der Brotzusteller ein paar Stunden zuvor nicht die blöde Ansage gemacht hätte, ich hätte den Teig wieder genussvoll zusammengeknetet und einen Schummelstriezel gemacht. Aber ich musste ganz einfach die Ehre der Frauen retten und habs zumindest versucht – jetzt muss die Ehrenrettung nur noch gebacken werden.

Sechserzopf – die Anleitung

Erdäpfelmilchbrot

Letztens hab ich wieder einmal in Großmutters alten Kochbüchern gestöbert und habe prompt wieder ein Rezept gefunden, das Erinnerungen an Kindertage geweckt hat. Erdäpfel-Milchbrot – weich, saftig, köstlich. Nicht nur als vollwertiger Gugelhupf-Ersatz zum Kaffee schmeckt es vorzüglich, sondern auch als Unterlage für süßes Obendrauf zum gemütlichen Sonntags- oder Feiertagsfrühstück.

Erdäpfel-Milchbrot

Du brauchst für eine Kastenform:

500 g Mehl (griffig)
250 g gekochte, geriebene Erdäpfel
30 g frische Germ/Hefe oder 1 Packerl Trockengerm
60 g Zucker
etwas Salz
abgeriebene Schale einer halben, unbehandelten Zitrone
etwas Anis
130 ml Milch
50 g Butter
1 Ei
50 g Rosinen – wenn man sie mag

Und so wird ein Erdäpfel-Milchbrot daraus:

Mehl, Germ, Zucker, Anis, Zitronenschale, die gerieben Erdäpfel und Rosinen in eine Schüssel geben und vermischen.

Milch erwärmen, die Butter darin schmelzen, das Ei dazugeben und alles zusammen verquirlen. 2-3 Esslöffel dieser Mischung zum Bestreichen zur Seite stellen, den Rest zum Mehl geben und mit dem Handmixer (Knethaken) zu einem geschmeidigen, glänzenden Teig verarbeiten. Gehen lassen, bis sich die Teigmenge in etwa verdoppelt hat.

Den Germteig noch einmal zusammenkneten und in eine ausgebutterte Kastenform füllen. Noch einmal gehen lassen, Oberfläche mit der restlichen Milch bestreichen, das Erdäpfel-Milchbrot bei 180° eine gute halbe Stunde backen. Stäbchenprobe machen! Nach dem Backen auf einen Kuchendraht stürzen und auskühlen lassen.

Tipp: Für den Teig am besten mehlige Erdäpfel verwenden und die Erdäpfel möglichst schon am Vortag kochen. Wer es verträgt, probiert es lauwarm – ein Gedicht! Print This Post

Mürbe Germkipferl

Mürbe Germkipferl

Als ich dieses Rezept aus meinem Lieblingskochbuch vor vielen Jahren zum ersten Mal ausprobiert habe, war ich mir absolut nicht sicher, ob das Experiment gelingt.

Du brauchst:
300 g glattes Mehl
30 g Germ/Hefe
160 g Butter
8-10 EL kalte Milch
1 gute Prise Salz

Für die Fülle:
8 – 12 KL Kirschmarmelade

Zum Bestreuen:
Etwas Staubzucker

Und so werden Kipferl daraus:

Germ in das Mehl bröseln und mit Butter, Milch und Salz wie einen Mürbteig behandeln. Rasch zu einer glatten Kugel kneten und diese in eine tiefe Schüssel mit kaltem Wasser legen bis sie schwimmt und Sprünge bekommt – das dauert gut eine Stunde.

Teig in eiskaltes Wasser legen

Teig ist aufgegangen

Die Kugel mit einem Küchentuch abtrocknen. Teig auf der bemehlten Arbeitsfläche zu einem etwa 2 mm dickem, großen Kreis ausrollen und in 8 oder 12 Segmente teilen.

Teigsegmente zu Kipferl rollen

Auf die jeweils breite Seite je einen KL Kirschmarmelade setzen und zur Spitze zu aufrollen. Kipferl formen und im vorgeheizten Rohr bei 180° hell backen. Man kann die Kipferl vor dem Backen mit Ei bestreichen und mit Hagelzucker, Krokant oder grob geriebenen Nüssen bestreuen. Nach dem Backen eventuell noch warm in Staubzucker wenden.

Tipp: Natürlich kann man mit diesem Teig auch jedes andere Kleingebäck in Form von Tascherl, Rollen, Dreiecken etc. formen, ebenso wie man als Fülle auch eine Topfen-, Nuss- oder Mohnmasse verwenden kann. Print This Post