ZARTGRAU

Sein oder nicht sein,

das war in den letzten Wochen die Frage. Will heißen, mache ich weiter mit Bloggen oder nicht, denn so, wie die letzten Monate abliefen, war alles mehr Frust denn Lust. Nicht, dass ich die Lust dazu verloren hätte – es war vielmehr die Tatsache, dass ich nicht mehr wusste, was ich schreiben soll. Für mich gab es nichts Anderes mehr als die Krankheit meiner Mutter, ich hatte keinen Blick mehr für das, was sich links und rechts des Weges abspielt.

Ich habe jedoch an mir gearbeitet und gelernt damit zu leben, aber mich nimmer davon voll in Anspruch nehmen zu lassen. Seit zwei Wochen geht es Mutti den Umständen entsprechend gut, sie kann zwar das Bett nimmer verlassen, ist aber schmerzfrei und auch die Laborwerte haben sich teilweise gebessert, teilweise zumindest nicht verschlechtert und der Appetit ist auch zurückgekehrt. Also alles im grünen Bereich, soweit möglich.

Und jetzt war es an mir, etwas los zu lassen – abzunabeln. Ich habe ihr Zeitungen und Zeitschriften besorgt, den Fernseher in ihr Zimmer stellen lassen und sie dann stundenweise alleine gelassen. Uns siehe da, plötzlich fing sie wieder an zu lesen oder fernzusehen, weil ja keiner da war, der sie ununterbrochen bedüdelt hat. Sie motzt zwar noch herum oder zerdrückt auch einmal ein Tränchen, wenn ich ihr sage, dass ich mit den Hunden rausgehe, aber damit fängt sie mich nimmer. Wer mit  Appetit Schweinsbraten, Kraut und Knödel verdrückt, kann schon mal ein Stündchen oder zwei alleine bleiben, zumal ich ja über diverse Notrufsysteme immer erreichbar bin. Rabentochter nennt sie mich nun, aber damit kann ich leben *g*

Ach ja, es geht hier weiter, wenn auch nicht immer täglich, aber ich arbeite daran.

10 Kommentare

  1. Elena

    Ich denke, Du machst es nun genau richtig.
    Und nein, Du MUSST nicht immer ALLEINE für Deine Mutti da sein.
    Nebenbei: Raben sollen sehr fürsorglich miteinander umgehen… ;-)

    GLG Elena

    1. Gerlinde (Beitrag Autor)

      Ich hoffe, dass ich es richtig mache. Momentan passt es so, auch für mich. Wenn sich Muttis Zustand wieder verschlechtern sollte, muss aber Hilfe her – da führt kein Weg daran vorbei.

  2. Karl H.

    Ich kann mich da Elena nur anschließen. Sie hat recht!
    Trotzdem wünsche ich Dir dazu viel Kraft.

    1. Gerlinde (Beitrag Autor)

      Natürlich habt ihr recht und ich kenne jetzt meine Grenzen, die ich sicher nicht überschreiten werde.

  3. Erika

    Alles Gute!
    Du machst das toll!!!
    Weiß, was es heißt, einen schwerkranken Menschen 24 Stunden am Tag zu betreuen.
    Auch wenn man es gerne macht, muss man, auch, wenigstens hin und wieder, an sich selber denken.
    Es geht eh viel zu wenig.
    Viel Kraft
    LG
    Erika

    1. Gerlinde (Beitrag Autor)

      Danke Erika – zur Zeit klappt alles ganz gut. Ich kann nachts durchschlafen und habe tagsüber 2-3 Stunden für mich.

  4. Friederike

    erst ist frau (in den Augen manch anderer) eine Rabenmutter, dann eben eine Rabentochter… und so wie du es machst, wird es passen!!!
    Schön wieder von dir zu lesen, vom täglich! Bloggen spricht eh niemand ;-)
    lg

    1. Gerlinde (Beitrag Autor)

      Jo, es passt und wenn es nimmer passt, wird es passend gemacht, denn ich lebe ja auch nur einmal :-)

  5. Ric

    Hallo liebe Gerlinde,

    ich kann mich da den anderen nur anschließen. Du machst das eh alles ganz toll.
    Man kann sich doch nur ernsthaft um jemanden kümmern, wenn man auch selbst etwas Zeit hat die Kraft dafür zu tanken.
    Und ja, es stimmt wirklich, Raben sind sehr fürsorglich :)

    Viel Kraft und alles Gute für Dich und Deine Mutti!
    Liebe Grüße
    Ric

    Ach ja, auch ich freue mich sehr, auch weiterhin immer mal wieder von Dir zu lesen!

  6. Hans-Georg

    Meine Mutter ist seit ein paar Wochen im Seniorenheim. Da ist nämlich niemand in ihrer Umgebung, der sie betüdeln könnte. Und seien wir doch mal ehrlich: Wir haben alle ein eigenes Leben. Ich fahre sie 1 x in der Woche besuchen, je Strecke ca. 70 km, d.h. insgesamt ca. 3 Stunden mit dem Wagen unterwegs.
    Mutter weiß, dass es so gut ist wie es ist. Und sie bekommt dort eh mehrmals in der Woche Besuch, so viel Besuch hatte sie in ihrer Wohnung nicht.

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